Tobias Sartorius hat 10 Jahre seines Lebens verloren: verurteilt wegen zweier Mädchenmorde, an die er keinerlei Erinnerung hat, kehrt er nach Verbüßung seiner Strafe in seinen kleinen Heimatort Altenhain im Taunus zurück und wird dort natürlich alles andere als freundlich willkommen geheißen. Schreckliches geschieht nach seiner Freilassung: Tobias‘ Mutter wird von einer Brücke gestoßen, auf einem ehemaligen Militärflugplatz wird eine Mädchenleiche gefunden und als ein weiteres Mädchen verschwindet, gerät Tobias wieder in den Fokus der Polizei- und in Lebensgefahr, denn einflussreiche Dorfbewohner wollen nicht, dass die Wahrheit darüber ans Licht kommt, was vor elf Jahren wirklich mit den beiden jungen Frauen passiert ist, und schrecken dabei vor nichts zurück…
Nele Neuhaus weiß eindeutig, wie man einen packenden Krimi schreibt. Häufige Szenen- und Perspektivwechsel und immer wieder eine böse Überraschung, die hinter der nächsten Ecke lauert, machen das Buch so spannend, dass ich die ganze Nacht durchgelesen habe, weil ich „Schneewittchen muss sterben“ (allein der Titel!) nicht aus der Hand legen konnte. Die Doppelmoral der Dorfbewohner dringt aus allen Seiten, die alltäglichen Grausamkeiten, die einige Personen ohne jegliche Gewissensbisse anderen antun und die über Jahre hinweg zusammengenommen letztlich dazu führen, dass Menschen ihre Existenzgrundlage, ihre Freiheit und einige sogar ihr Leben verlieren, stellt Neuhaus so plastisch dar, dass ich aus dem Frösteln kaum herausgekommen bin. Bemerkenswert gut gestaltet ist auch das Ermittler-Duo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein, die neben der komplizierten Wahrheitsfindung auch in ihrem jeweiligen Privatleben so manches Problem zu bewältigen haben.
Dass „Schneewittchen muss sterben“ schon der vierte Fall um Kirchhoff und von Bodenstein ist, habe ich beim Lesen nicht bemerkt, obwohl ich die ersten drei Fälle (noch) nicht kenne. Ein weiterer Pluspunkt.
Mein Fazit:
Buchtipp, unbedingt lesen!